Südwest Presse / Dezember 2022 / von Markus Fröse

Aus Holz geformte Unendlichkeit

Aus Liebe zum Material ist der Thalfinger Uwe Sauer zum Künstler geworden. Man kennt ihn auch als Olympiateilnehmer sowie als Basketball-Spieler.

Möbiusbänder, Unendlichkeitsschleifen und komplexe Muster faszinieren Mathematiker sowie bildende Künstler gleichermaßen. Weltweit am bekanntesten sind wohl entsprechende Arbeiten von M. C. Escher. Aber auch der erste Rektor der Ulmer Hochschule für Gestaltung, Max Bill, hat sich mit Objekten aus Stein mehrfach des Themas angenommen.

Nun beschäftigt sich auch die Ausstellung „Unendlich 3.0“ in der Galerie auf der Insel in Thalfingen damit. Dort sind noch bis zum 18. Dezember Objekte aus Holz zu sehen, die Uwe Sauer geschaffen hat. Er ist selbst in Thalfingen zu Hause.

Laufbahn als Spitzensportler Begonnen hat die Karriere des gebürtigen Karlsruhers jedoch auf einem ganz anderen Gebiet. Schon recht früh im Leben zeichnete sich bei ihm eine Laufbahn als Spitzensportler ab. Mit 18 spielte der heute bald 60-Jährige in der Basketball-Bundesliga. Bald darauf war er Mitglied der deutschen A-Nationalmannschaft, mit der er 1984 an den Olympischen Sommerspielen in Los Angeles teilnahm.

Auch danach feierte Sauer noch viele sportliche Erfolge. Unter anderem als Spieler mit den Ulmer Basketballern, die er nach seiner aktiven Zeit auch trainierte. Außer als Spieler- und Trainervermittler arbeitet der gelernte Physiotherapeut inzwischen an der International School Ulm/Neu-Ulm, wo er Sport unterrichtet.

Beim Joggen aufs Hobby gekommen Sein Faible für Holz habe er vor rund 20 Jahren beim Joggen nahe Tübingen entdeckt, erzählt Sauer. „Holzfäller hatten im Wald Randscheiben zurückgelassen. Für sie war es Abfall – ich fand sie sehr schön, durfte eine mitnehmen und habe sie bearbeitet.“ Er habe gemerkt, dass ihm das Freude macht. Es folgten Kurse in Holzbearbeitung, und so wurde die Sammlung von entsprechenden Werkzeugen des Thalfingers auch immer umfangreicher. Ebenso die von Holzobjekten in seinem Haus. Auf diese sei er öfter angesprochen worden, erzählt der Künstler. Irgendwann sei bei ihm die Idee aufgekommen, die Objekte einmal öffentlich zu präsentieren.

Galerist Manfred Bittner musste dazu nicht überredet werden. Dessen urige Galerie auf der Insel, in einem alten Stall, passe gut zu seiner Holzkunst, sagt Sauer. Als Bittner bei der ersten Ausstellung vor rund zehn Jahren die Preise der Objekte wissen wollte, habe ihn das zunächst irritiert: „Das sind meine Kinder, die will ich eigentlich gar nicht verkaufen!“

Bereits dritte Insel-Ausstellung Einen Trennungsschmerz empfinde er manchmal immer noch, sagt der Künstler. Wie er sich auf seinem Gebiet seitdem weiterentwickelt hat – er sei schon immer sehr ehrgeizig gewesen, sagt Sauer, – sieht man bei der nun schon dritten Insel-Ausstellung. Seinem bevorzugten Werkstoff Holz ist er jedenfalls treu geblieben. Auch, weil es seine Gestaltungs-Fantasie anrege, erklärt er: „Wenn so ein Stamm innen faul oder von einem Pilz befallen ist, eignet er sich besonders als Ausgangspunkt der Arbeiten.“ Für Forstleute hingegen sei so ein Stück Holz vollkommen uninteressant. Weshalb man sich da nicht in die Quere komme. Eher bekomme er inzwischen sogar Tipps, wo gerade etwas Besonderes, ein mögliches „Objet trouvé“ zu finden ist.

Eine weitere Inspirationsquelle seien zudem die Maserungen der heimischen Hölzer, die er hauptsächlich bearbeitet. „Dann bringt mich das Holzstück auf die Gestaltungs-Idee.“ Gleichzeitig liebt Sauer es, dreidimensionale Motive der komplizierteren Art aus einem Holzblock herauszulösen. Als eine Art Denksport, bei der er den Alltag hinter sich lassen könne. „Beim Arbeiten bin ich ganz in meiner eigenen Welt – Holz ist schon was Tolles.“

Die Ausstellung „Unendlich 3.0“ ist noch bis zum 18. Dezember zu sehen. In der Galerie auf der Insel, Elchinger Straße 1, jeweils donnerstags bis sonntags 16 bis 18 Uhr. Weitere Infos bei Manfred Bittner, Telefon/Fax: (0731) 263 672, Email: galerie-auf-der-insel@web.de. Als Objet trouvé oder Ready-made bezeichnet man einen im Alltag oder in der Natur gefundenen Gegenstand, der vom Künstler zum Kunstwerk erklärt beziehungsweise in ein solches integriert wird.

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Neu-Ulmer Zeitung / 22. November 2022 / von Dagmar Hub

Uwe Sauer und die verrottende Weltkugel

Der ehemalige Ulmer Basketball-Profi stellt in Thalfingen aus. Das Kunstwerk der Woche.

Elchingen Uwe Sauers Name ist in Ulm bekannt. Der gebürtige Karlsruher war einst Basketballprofi, unter anderem in Ulm von 1992 bis 1997, und er bestritt 42 A-Länderspiele mit der deutschen Basketball-Nationalmannschaft.

Nach seiner aktiven Zeit war er zwei Jahre lang Assistenztrainer in Ulm, mit den Ulmer Basketballern hatte er im Jahr davor den DBB-Pokal gewonnen. Seit etwa zwei Jahrzehnten arbeitet Sauer, der im kommenden Jahr 60 wird, auch als Holzbildhauer. In Manfred Bittners Thalfinger Galerie auf der Insel sind derzeit Skulpturen von Sauer zu sehen. Eine davon, eine ganz besondere Weltkugel, ist das NUZ-Kunstwerk der Woche.

Sie könnte symbolisch für die Welt in der Gegenwart stehen: Schön anzsehen ist diese Weltkugel mit der geschwungenen Maserung des Holzes. Es wirkt, als sähe man vonaußerhalb der Welt Ozeane und Bergketten. Wer näher hinsieht, entdeckt, dass die Weltkugel aufgebrochen ist, im Kern ist das Holz geschädigt. Sogar eine Schnur ist zu sehen, die irgendwann in den Baum eingewachsen sein muss. So schmeichelnd angenehm sich das Holz anfühlt - da sind Risse, und Uwe Sauer lässt zu, dass das Holz sener Kugel weiter arbeitet, dass sein Kunstwerk gegebenenfalls irgendwann auch von innen her verrottet.

"Unendlich 3.0" haißt die Ausstellung, in deren Rahmen die Weltkugel bis zum 18. Dezember ausgestellt ist. Andere Kunstwerke Uwe Sauers nehmen die schraubende Bewegung eines Basketballspielers auf, das Hochschrauben und as Dehen - hinter Sauers Arbeiten steht die Idee des unendlichen Arbeitens an sich und am Holz.

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