Neu-Ulmer Zeitung/ 31. Oktober 2020 / von Andreas Brücken

Kunst im ehemaligen Kuhstall

Malerei Seit einem Vierteljahrhundert gibt Manfred Bittner Künstlern einen Platz in seiner Thalfinger Galerie "Auf der Insel". Nicht nur die ausgestellten Werke sind Blickfänger

Thalfingen Seit 25 Jahren stellt Manfred Bittner in seiner Galerie "Auf der Insel" in der Ortsmitte Thalfingens an der Ulmer Straße die Werke verschiedener zeitgebnössischer Künstler aus. Die meisten von ihnen kommen aus der Region. Schon die Galerie an und für sich ist eine Sehenswürdigkeit - denn sie befindet sich in einem alten Kuhstall.

Wie alle seine kunstschaffenden Kollegen hatte auch Bittner mit der aktuellen Pandemie-Entwicklung zu kämpfen. So wurden auch in seiner Galerie die Ausstellungen nicht wie üblich im feierlichen Rahmen eröffnet. Stattdessen müssen sich die Besucher auf die Öffnungszeiten jeweils von Donnerstag bis Sonntag zwischen 16 und 18 Uhr begnügen. Eine Tatsache die der Galerist und Kunstpädagoge mit Wehmut sieht: "Eine Vernissage ist auch der Treffpunkt für Menschen, die sich für Kunst und Kultur interessieren."

Noch bis diesen Sonntag, 1. November, sind auf der Insel die Werke der gebürtigen Argentinierin Alvarez-Palacios zu sehen. Vor vier Jahren wurde die Künstlerin bei einem Verkehrsunfall getötet. Mehr als 40 Bilder aus ihrem Nachlass sind derzeit in Thalfingen ausgestellt. Allesamt auf Leinwand mit Acryl bemalt, geben die Werke Einblick in das vielfältige Schaffen der Künstlerin. Fast flüchtig wirken auf dem ersten Eindruck die Pinselstriche, exakt gesetzt jedoch deren Ausführungen beim genauen Hinsehen.

Schwungvoll und gleichzeitig beferemdlich zeigen sich die "Fliegenden Sakkos": Im freien Fall fotografierte Alvarez-Palacios die Kleidungsstücke, um sie anschließend als eine Momentaufnahme auf der Leinwand abzubilden.

Einen zweiten und dritten Blick sollte der Betrachter auf der Serie der gemalten Fahrräder werfen. Im Speil von Farben und Konturen lässt die Künstlerin die Formen tanzen. Sinnlich und fast intim wirkt das Selbstporträt der Malerin. "Melancholie und meine Hände" hat Alvarez-Palacios das Bild genannt, auf dem sie ihr Gesicht nur mit wenigen Linien darstellt, währendihre Hände dagegen in farblichen Schattierungen zum Ausdruck kommen.

Als Grundschullehrerin beschäftigte sich die Malerin mit dem Studium der bildenden Künste an der Nationalen Universität in Argentinien und förderte Kinder in den Armenvierteln in Buenos Aires. 1991 kam die Künstlerin nach Deutschland, wo sie an der Kunstschulen in Stuttgart und Nürtingen studierte. "Ich verdanke diesem Land einen verhältnismäßig ruhigen Platz für meine künstlerische Tätigkeit", erklärte die Malerin vor ihrem Tod. Auch wenn diese Tatsache dem Glück sehr ähnlich sei, bleibe ein Gefühl der Nacktheit fern der Heimat, ohne argentinische Landsleute und deren Sprache.

Im Anschluss an die Ausstellung von Alvarez-Palacios dürfen sich die Freunde der Inselgalerie ab Mittwoch, 11. November, auf die Werke von Moritz Jaenecke freuen. Der Künstler aus Thalfingen bringt mit seinen Installationen sprichwörtlich Licht in die Galerie.

Weil Bittner seine Galerie auch als "Einzelhandel für die Kunst" versteht, dürfen die Räume auch in den kommenden Wochen zu den üblichen Zeiten geöffnet bleiben. "Unter Einhaltung der bestehenden Vorsichtsmaßnahmen und Abstandsregelungen", wie der Galerist betont.

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