Neu-Ulmer Zeitung / 27.09.2013 / von Roland Mayer

Unvergängliche Fundstücke

Objekte aus Metall und Holz von Hans-Martin Illg in der Thalfinger Insel-Galerie

Thalfingen Das Lonetal ist eine Wiege der Menschheit. Ein gewundenes, glatt poliertes Stück Astholz in der Thalfinger Insel-Galerie hat irgendein wehrhafter Neandertaler schon auf dem Buckel getragen. Könnte man jedenfalls meinen, angesichts des Titels „Lonetalrelikt I“, der förmlich aufs Ausstellungsmotto zufliegt: „Angehaltene Vergänglichkeit“ fasst 23 Objekte aus Holz und Metall des Langenauers Hans-Martin Illg, der mit dieser skulpturalen Zeitreise sein Debüt in der Insel-Galerie gibt.

Illg, der hauptberuflich als Sozialtherapeut arbeitet, präsentiert im Thalfinger Kunststadel Eröffnungsredner und Hausherr Manfred Bittner zufolge ästhetische Objekte, die zuallererst „vom stillen Charme ihrer Patina leben“. Vergänglichkeit kann zwar kurzfristig gestoppt, bekanntlich aber nicht eliminiert werden. In diesem Sinne macht der poetische Titel auf ein Kunstschaffen aufmerksam, das Fundstücke aus Natur und Zivilisation durch kreative Maßnahmen in neue Zusammenhänge rückt.

Heimatverbunden, aber doch liebenswert ungebunden.

Einfachste Fundobjekte zu kombinieren, war schon der Antrieb der Arte povera. Illgs Objets trouvés sind bodenständig, heimatverbunden und dennoch liebenswert ungebunden.

Hier ein „Schlüsselerlebnis“ mit zwölf rostigen, auf Draht aneinandergereihten, in rotem Quadratrahmen gebündelten Türöffnern, die er auf einem Flohmarkt in Italien ersteigert hat. Dort ein Sextett zierlicher, ausgemusterter Orgelpfeifen hinter Maschendraht auf rotem Untergrund, die aus der Langenauer Martinskirche stammen. Oder dieser bläuliche Schimmer, der vom Holzrahmen aus die Erosionen der metallischen Lochplatte durchwirkt, wo rechts unten eine Handvoll ausgesuchter Steine aus dem Mittelmeer hinter den runden Öffnungen der Gitterstruktur den Schub zur konkreten Kunst mit einem offenen Geheimnis versieht: „Inner Blue“ leuchtet mit sensibler Schlichtheit.

„Erst geschreinert, dann unnütze Sachen aussortiert“, gibt Illg sich zurückhaltend bescheiden. Und wenn es doch mal klobig wird im „Insel“-Stadel, ist der im Remstal aufgewachsene Hobbykünstler keinesfalls verlegen – er hat noch was vor.

Ausstellung bis 20. Oktober in der Thalfinger „Galerie auf der Insel“, Ulmer Straße 6, geöffnet Donnerstag bis Sonntag von 16-18 Uhr, telefonische Vereinbarung unter 0731/263672.

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