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Neu-Ulmer
Zeitung / 06.10.2025 / von Dagmar Hub
Galerie
auf der Insel: Kühe kehren in ehemaligen Stall zurück
Wo
heute eine Galerie ist, waren vor fünf Jahrzehnten Kühe untergebracht.
Einen passenderen Ort könte es für die aktuelle Ausstellung in Thalfingen
also kaum geben.
Elchingen Die Kühe sind zurück. Tatsächlich: Dort, wo bis
vor genau 50 Jahren Kühe standen, im Stall des Landwirts Georg Kling
auf der Thalfinger Insel, gibt es aktuell wieder Kühe zu sehen:
Galerist Manfred Bittner hat Kuh-Bilder verschiedener Künstlerinnen
und Künstler vereint in einer Jubiläumsausstellung, die bis zum
2. November in der Galerie auf der Insel zu sehen sein wird.
Mütterliche Kühe, wütende Kühe, einsame Kühe, schottische Hochlandrinder
und sanfte Kuhgesichter – da ist eine Herde versammelt, die durchaus
sehenswert ist. Die Menschen, die diese Kuh-Bilder geschaffen haben,
sind unter anderem der renommierte Realist Franz Meckl, Galerist
Manfred Bittner selbst, Gabriele Späth und einige andere.
Zur
180. Ausstellung kehren die Kühen in den ehemaligen Stall zurück
Ein
mehrfaches Jubiläum ist es: Vor genau fünfzig Jahren verließ die
letzte Kuh diesen Stall des Bauernhofs, vor dreißig Jahren begann
Manfred Bittner seine Tätigkeit als Galerist – und es ist seine
180. Ausstellung seitdem. Die Galerie ist im ältesten Wohngebäude
Thalfingens untergebracht – es war nachweislich von 1580 bis 1803
Hirtensölde des Dorfes Thalfingen und nach 1803 Bauernhof, in dem
auch Kühe gehalten wurden.
„In
diesem Stall, da gehören sie hin“, dachte sich Manfred Bittner über
die meist sanften Rindviecher, die auch in vielen Museen als Motiv
zu finden sind und auch laut Kunstkaufhaus-Initiator Markus Kienle
die Menschen immer ansprechen. Die künstlerisch-technischen Stilweisen
sind unterschiedlich – Aquarell, Ölbild und Fotografie sind in ganz
persönlichen Handschriften vertreten. Fotorealistisch und ausdrucksstark
sind Franz Meckls Kuhgesichter, gerade so, als stünden die Rinder
hier im Stall und schauten durch Fenster auf den Betrachter. Es
gibt eine liebevolle Mutterkuh mit Kalb, eine geschmückte Kuh beim
Almabtrieb und Kühe, die auf einen Torero losgehen, der mit „ihrem“
Stier kämpft. Bittner selbst steuert eine einsame Kuh am Ortler
bei.
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Südwest
Presse / 26.09.2025 / von Anna Batscheider
Kuh-Kunst
im Dorf
Ausstellung
„Und jetzt kommen die Kühe“ wird in einem ehemaligen Stall in Thalfingen
gezeigt. Seit 30 Jahren gibt es die Galerie auf der Insel.
Bilder
hängen an einer unverputzten Wand. Der Raum ist klein. In der Mitte
befindet sich ein alter Futtertrog. Daran sind Haken befestigt.
Früher, als das Gebäude mitten in Thalfingen noch ein Stall war,
wurden an ihnen Kühe festgebunden. Jetzt hängen dort Aquarelle,
Öl-Malereien und Fotografien. So unterschiedlich die Stile auch
sind, sie haben alle eine Gemeinsamkeit: Sie zeigen Kühe. Braun,
schwarzweiß oder bunt – die Tiere sind zurück im Stall. Doch der
ist mittlerweile eine Galerie.
Das
Haus wurde im Jahr 1580 das erste Mal urkundlich erwähnt, sagt Galerist
Manfred Bittner. Lange habe der Dorfhirte dort gewohnt. Kälber,
Schweine und Kühe tummelten sich jahrelang im Stall. 1975 verließ
ihn das letzte Tier. Anschließend wohnte dort eine Familie, dann
stand das Haus leer. Ein Junge aus dem Ort kam auf die Idee, eine
Galerie zu eröffnen und fragte Bittner, ob er mitmache. Der ehemalige
Kunstlehrer, der damals am Anna-Essinger-Gymnasium unterrichtete,
war sofort dabei.
Gemeinsam
haben sie den Stall entrümpelt und das Gebäude renoviert, ohne zu
viel zu verändern. „Es war uns ganz wichtig, dass man heute noch
ablesen kann, was da früher mal war“, sagt Bittner. Es folgten zahlreiche
Ausstellungen verschiedener Künstler. Jetzt zeigt die Galerie die
180. und feiert gleichzeitig den 30. Geburtstag. Dazu wollten Bittner
und Susanne Nödinger, die ihm seit 1997 unter die Arme greift, die
Kühe zurück in den Stall bringen. Die Kuh sei ein faszinierendes,
ein mächtiges Tier, strahle aber auch Sanftheit aus.
Galerie
ist gut besucht
„Und
jetzt kommen die Kühe“ heißt die Gruppenausstellung, die Bilder
von zwölf Künstlern zeigt. Darunter sind bekannte Namen wie Franz
Meckl, aber auch Amateure. Nachdem die Galerie in den vergangenen
30 Jahren viel abstrakte Kunst ausgestellt habe, wollten sie „etwas
bringen, das ein größeres Spektrum an Zuschauern anzieht“, sagt
Bittner. Nötig ist das nicht. Die Galerie sei gut besucht, viele
Leute kämen aus Ulm oder Neu-Ulm angereist.
Aber auch die Thalfinger seien der Galerie gegenüber schon immer
aufgeschlossen gewesen. „Viele waren begeistert, dass hier auch
mal kulturelles Leben ist“, sagt Nödinger. In den vergangenen 30
Jahren habe es viele Highlights gegeben. Bittner erinnert sich zum
Beispiel an die Ausstellung des Ulmer Künstlers Hermann Geyer, bei
der die Leute bis auf die Straße anstanden. „Im Sommer öffnen wir
auch den Garten. Der wird bei der Ausstellungseröffnung dann zum
Galerie-Biergarten“, sagt der 76-Jährige.
Das
Haus mietet er von der Gemeinde. Alle Kosten trägt er selbst. Der
Junge, der vor 30 Jahren die Idee für die Galerie hatte, ist längst
aus Thalfingen weggezogen. Bittner aber denkt gar nicht daran, aufzuhören.
Weder mit der Galerie, noch mit dem Malen. Bereits mit 17 Jahren
hat er damit angefangen. Das Interesse für Kunst sei „einfach so
gekommen“. „Vielleicht, weil ich es kann“, sagt er.
Auch
ein Bild von ihm hängt aktuell im ehemaligen Kuhstall. Darauf ist
ein Berg, der Ortler in Italien, zu sehen. Ganz klein ist eine Kuh
darauf. Es ist die „Einsame Kuh am Ortler“.
Ausstellung
läuft rund einen Monat Und jetzt kommen die Kühe“ ist seit 24. September
2025 in der Galerie auf der Insel in Thalfingen zu sehen. Die Gruppenausstellung
bleibt dort bis zum 2. November. Geöffnet ist von Donnerstag bis
Sonntag von 16 Uhr bis 18 Uhr. Außer einem Bild stehen alle ausgestellten
Werke zum Verkauf.
Diese
Künstler stellen aus: Rosemarie Bruß, Elfriede Gulde, Heidi Schwerdtel,
Christina Schneider, Franz Meckl, Walter Müller, Ruth Detzer, Gabriele
Späth, Ute Meyer, Manfred Bittner, Monika Fahrenkamp, H. Heiler.
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