Neu-Ulmer Zeitung / Mai 2022 / von Dagmar Hub

Franz Meckl bringt die Poesie des Alltäglichen zum Vorschein

Ausstellung Auf seinen Bildern hört man fast das Papier rascheln, so realistisch sind die in Thalfingen ausgestellten Gemälde

Thalfingen Eingewickelte Bonbons, Apfeltüten oder Papier-Einkaufstaschen: Eigentlich klingt das eher alltäglich-banal, und deshalb heißt Franz Meckls Ausstellung, die er in der Thalfinger Galerie auf der Insel zeigt, auch „Die Poesie des Alltäglichen“. Meckl, der bis zu seiner Pensionierung am Pfuhler Bertha-von-Suttner-Gymnasium Kunst unterrichtete, reizen im Ruhestand malerische Herausforderungen.

Jedes eingewickelte Bonbon in einer Serie knallfarbener Bonbons wirkt so, als könne man gleich das Knistern hören, wenn jemand eines der Bonbons aus der Folie wickelt. Um Oberflächen geht es Meckl in seinem derzeitigen Schaffen. Überdimensional stellen solche Oberflächen für seine Arbeiten in Öl auf Leinwand eine wirkliche Herausforderung dar, sagt der 73-jährige: "Wie weit kann ich gehen, um das in diesem Format so realistisch wie nur irgend möglich malen?"

27 Bilder zeigt Franz Meckl in der Galerie auf der Insel, und sie alle beschäftigen sich entweder mit dem Thema einer Transzendens und Transparenz oder mit einem Geheimnis der Verhüllung, die knittrigen Papiertüten zumal, von denen Franz Meckl inzwischen eine Kollektion zu Hause hat, um mit ihnen arbeiten zu können. Ein Farbrausch erwartet den Besucher, Assoziationen entstehen beim Betrachten: Was steckt in den bunten, leicht zerknitterten Einkaufstüten? Was transportierte einst jemand in ihnen? Anders seine Folien-Bilder: Blüten und Obst sind in Einkaufsfolien verpackt, transparent und durchscheinend ist hier die Umhüllung, und doch verbirgt sie zunächst das haptische Erlebnis der Berührung.

Meckl kultiviert gleichsam in seiner aufwendigen Malweise diese Herausforderung, jedes Schimmern der bunten oder transparenten Folien und die Knitter der gebrauchten Taschen fotorealistisch zu zeigen. Dabei isoliert er die Gegenstände aus ihrer Umgebung und aus ihrem Gebrauch heraus und monumentalisiert sie.

Zu Stillleben werden die Bilder, ohne die vertrauten Motive von Stillleben zu thematisieren. "Ich freue mich jedes Mal diebisch, wenn es mir gelingt, einen Gegenstand so zu malen, das der Schimmereffekt der Umhüllung fast greifbar wird", sagt Franz Meckl schmunzelnd. Die Glätte eines Apfels, der Flaum auf der Haut eines Pfirsichs - oder eben die verschiedenen Knittereffekte, die beim Gebrauch von Papiertragetaschen entstehen. Diesen Motiven stehen in der Ausstellung einige puristisch anmutende Motive von Gefäßen aus Glas gegenüber.

Info Franz Meckls Werke sind bis zum 3. Juli in der Galerie auf der Insel zu sehen.

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