Neu-Ulmer Zeitung/ 15.11.2008 / von Florian L. Arnold

Der Natur ein Denkmal setzen

Elchingen - Mit der Ausstellung von Joachim Feldmeier ist Galerist Manfred Bittner ein besonderer Coup für seine „Galerie auf der Insel“ gelungen. In der schlicht „Holzschnitte“ benannten Schau ist nicht nur ein prägnanter Kopf der Holzschnittszene zu sehen - es wird auch eine selten gewordene Kunst in reifer Vollendung vorgeführt.

Feldmeier ist Kunsterzieher an der Staatlichen Realschule in Kaufbeuren, seit 1983 hat er den Holzschnitt als seine primäre künstlerische Ausdrucksmöglichkeit verfeinert. Sein Ansatz: mit den Mitteln des Holzschnitts aquarellhaft zarte Verläufe, malerische Schichten darzustellen, ohne den grafischen Reiz des Holzschnitts ins Hintertreffen geraten zu lassen. Zur Umsetzung seiner Großformate, von denen er rund 25 in Thalfingen zeigt, musste er zahlreiche Hindernisse überwinden. Die Farben mischt er selbst an, da Fertigfarben nicht seinen Erfordernissen genügen; für den Abzug musste er eine eigene Druckpresse bauen lassen. Zudem bedient er sich seit einigen Jahren eines CNC-gestützten Verfahrens, bei dem Teile der Druckvorlage computergesteuert vorgeschnitten werden.

So wie sich mittelalterliche Meister bei der Umsetzung auf ihre Holzstecher verlassen durften, verlässt sich Feldmeier auf dieses Verfahren bei seinen großen Formaten, greift aber zwischendurch mit dem Hohleisen ein. Auf rein traditionellem Wege wäre das gewaltige Werkverzeichnis von derzeit über 1500 Positionen nicht zustande gekommen.

Höchsten Respekt vor der Natur

Diese Methode der „Arbeitsteilung“ nennt Feldmaier „Progressiver Holzschnitt“; als Vorlage dienen Ölskizzen und eigene Fotos von Bäumen aus seinem Lebensumfeld im Fuchstal bei Landsberg. Vor der Natur, so der Künstler, empfinde er „höchsten Respekt“. Dies drückt sich in den aus bis zu 10 übereinander gedruckten Schichten aus.

Der Computer ist mehr als nur Werkzeug

Der Effekt seiner Holzschnitte ist in der Tat verblüffend: pointillistisch präzise, mit Instinkt für flirrend-feine Farbnuancen, aber auch mit Sinn für expressiven Ausdruck entwirft Feldmeier der Natur ein Denkmal. Besondere Effekte entstehen durch die Wahl des Papiers, aber auch in den unterschiedlichen Holzsorten, die durch ihre Maserung eigene haptische Qualitäten hinzufügen. Doch der Computer ist mehr als nur Werkzeug. Immer wieder wird er in den Holzschnitten sichtbar, etwa in „pixelig“ wirkenden Details, kleinen Verwirbelungen, „Solarisierungseffekten“ aus Grafikprogrammen. Der Unterschied wird im Vergleich zu älteren Arbeiten deutlich, in denen PC und CAD noch keine Rolle spielten, wo allein der Grafiker, Maler, Holzstecher Feldmeier bestimmend war.

Beeindruckend bleibt diese Kunst dennoch. Der Blick für grafisch interessante Details, höchste Präzision beim Druckvorgang, die präzise Umsetzung der Bildelemente und ein Feingefühl für Farben und Ästhetik heben Feldmeiers Werk zu Recht aus dem Feld des Holzschnitts heraus. Wohl kein anderer Künstler kann für sich in gleicher Weise in Anspruch nehmen, Tradition und Moderne formal und technisch ähnlich verbunden zu haben wie Feldmeier.

Ausstellung Joachim Feldmeier: Holzschnitte in der Thalfinger „Galerie auf der Insel“, Ulmer Straße 6, bis zum 14. Dezember. Do. bis So. - 16 bis 18 Uhr.

Infos auch online unter

www.galerie-auf-der-insel

www.holzschnitt-feldmaier.de

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