Südwest Presse / 29.04.2015 / von Otfried Käppeler
Religiöse Materialien
Die Kippa ist die traditionelle Kopfbedeckung jüdischer Männer. Ihr Plural heißt Kippot. Sie zu Stapeln zu schichten oder zu Hüten eines pilzähnlichen Gebildes zu machen, das könnte man als Respektlosigkeit begreifen.
Doch ist es erstaunlich, wie selbstverständlich die Objekte von Dorothea Grathwohl wirken. Zusammen mit den Bildern von Regine Schempp sind sie in der Galerie auf der Insel zu sehen.
Plastiken aus Kippot, das hat natürlich Witz. Trotzdem: Bei Dorothea Grathwohl wirken sie, losgelöst vom religiösen Kontext und mit ihrer klaren, einfachen Form, wie Alltagsmaterialien für die Kunst. So entstehen kleine Skulpturen, die die Kippa einerseits zu einer autonomen Plastik werden lassen. Andererseits schwingt der religiöse Kontext dann doch mit, was der autonomen Form eine reale Dimension verleiht, die, je nach der Disposition des Betrachters, unterschiedlich ausfallen wird
Gewalzte, fein strukturierte und geschwungene Farbbahnen bestimmen die Bilder Regine Schempps. Geradezu zu schweben scheinen die sich überlagernden Bahnen vor lasiert angelegtem Grund. Allerdings wirken die, auch wenn sie mit Tusche und Bleistift weiter gezeichnet sehr feingliedrige Strukturen bekommen, kompositorisch etwas beliebig und in ihrer Wiederholung wie eine stets variierte technische Idee. Geht Regine Schempp mit ihren Bahnen ins Architektonische und wird dabei zeichnerisch freier, ist der kompositorische Wille deutlicher zu erkennen (bis 17. Mai: Do-So 16-18 Uhr).
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Neu-Ulmer Zeitung / 04.05.2015 / von flx
Feinsinnige Farbwelten und wandelbares Wachs
Neue Ausstellungen in der Künstlergilde, der Galerie auf der Insel und der Kunstzone. Ein Überblick.
[...] Regine Schempp und Dorothea Grathwohl stellen in der Galerie auf der Insel in Thalfingen höchst unterschiedliche Auszüge ihrer aktuellen Arbeit vor. Während Regine Schempp aus aleatorisch gewalzten Farbbahnen mittels Tuschfeder fein strukturierte Zeichnungen von hoher Dynamik macht, stapelt Dorothea Grathwohl die traditionelle Kopfbedeckung jüdischer Männer – genannt Kippa – zu kleinen Skulpturen. In ihren Malereien werden diese Kippot zu Kreisen, die sich feinsäuberlich reihen oder übereinanderstapeln. Das wirkt dekorativ, der religiöse Kontext ist jedoch verloren, den Subtext der Arbeiten muss man erfragen. Regine Schempps Zeichnungen schwingen kompositorisch anregend auf ihren farbig grundierten Papieren, deren Aufhängung bisweilen gewöhnungsbedürftig wirkt. (Bis 17. Mai. Donnerstag bis Sonntag 16 bis 18 Uhr. [...]
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